Heute verlasse ich Berchtesgaden. Nach der traumhaften Tour am gestrigen Tag führt mein Weg nun nach Österreich, genauer gesagt nach Unken. Nach dem wieder einmal hervorragenden Frühstück werde ich um halb neun mit dem Taxi abgeholt und in den Ort Unterjettenberg gebracht. Mein Koffer ist auch dabei, da das Taxi direkt nach dem Rauslassen weiter nach Unken fährt, um dort meinen Koffer im Landhotel Kirchenwirth, welches mein heutiges Ziel ist, abzugeben. Der versprochene Gepäcktransfer scheint also wirklich zu funktionieren.
Auf der Fahrt nach Unterjettenberg erzählt mir der Taxifahrer etwas über die Berge und das die Wandersaison hier unten erst nach Pfingsten richtig beginnt. In Unterjettenberg angekommen bereite ich alles für die heutige Tour vor. Kamera ist Griffbereit und meine Wander-App läuft auch. Passt.
Über einen kleinen Feldweg geht es zunächst in den Wald hinein. Hier finde ich dann auch schon den ein erstes Hinweisschild „Haiderhof 1 ¾ Stunde“, wo ich hin möchte, da dort die Aschauer Klamm beginnt. Um mich herum sehe ich viele hohe Berge, die mich immer wieder aufs Neue faszinieren. Mein ständiger Begleiter bis zum Haiderhof wird die Saalach sein. Die Saalach ist ein 103km langer Fluss, der durch das Salzburger und Berchtesgadener Land fließt. Der Fluss hat seine Quelle im bekannten Ort Saalbach-Hinterglemm und mündet bei Salzburg in die Salzach.
Direkt nach dem Einstieg in den Wald erwartet mich auch gleich ein etwas steilerer Anstieg. Hier scheinen auch mal Autos entlang zu fahren, da dieser Anstieg asphaltiert ist. Der Anstieg ist nur sehr kurz, und so laufe ich ein ganzes Stück im Wald an der Saalach entlang. Dabei fallen mir immer wieder Schilder von zwei Fernradwegen auf. Einmal der Mozartradweg und dann der Tauernradweg. Mir sind zwar bis jetzt noch keine Radfahrer begegnet, aber die Gegend hier eignet sich auch hervorragend für Radtouren. Begleitet vom tosenden Fluss erreiche ich einen Bauernhof. Ein Hinweisschild zu meinem Teilziel „Haiderhof“ weist mir den Weg und führt mich zu einer Brücke, die in den Ort Schneizelreuth führt und gerade renoviert wird. Ich bleibe aber weiter auf dem Feldweg, als mich nach ca. 1km ein Bauarbeiter darauf hinweist, dass dieser Weg wegen eines Erdrutsches gesperrt ist und ich umkehren müsste. Natürlich bin ich weitergelaufen, schließlich wollte ich nicht auf die Aschauer Klamm, meinem heutigen Highlight, verzichten. An der entsprechenden Baustelle angekommen, sehe ich, dass das Erdreich tatsächlich etwa anderthalb Meter eingesackt ist. Mit dem Hinweis, selbst verantwortlich zu sein, überquere ich die Baustelle und laufe den Waldweg weiter. Nach etwas mehr als einer Stunde vom Startpunkt aus, also kurz nach zehn, erreiche ich den Haiderhof. Der Haiderhof ist ein Ausflugslokal, welches zur Gemeinde Schneizelreuth gehört und dessen Ursprung man bis zum Jahr 1512 zurückverfolgen kann. Übernachtungen sind hier auch möglich. Leider öffnet das Lokal erst um 11 Uhr und so suche ich den Weg zur Aschauer Klamm, da diese direkt am Haiderhof beginnen soll. Ein Hinweisschild zur Klamm führt mich direkt hinter dem Haus auf einen schmalen Pfad. Rechts von mir tobt auch schon der Aschauer Bach und lässt unschwer vermuten, dass ich mich nun in der Klamm befinde. Zahlreiche große und kleine Steine weisen dem Bach den Weg und erzeugen viele kleine Wasserfälle, die einen enormen Lärm verursachen. Zu Beginn der Klamm ist der Pfad noch gut zu gehen. Kleine Buchten laden immer wieder dazu ein, sich entweder ein Fußbad zu gönnen oder Fotopausen einzulegen. Da ich kein Handtuch bei mir habe muss somit das Fußbad leider ausfallen. Also bleiben mir nur die Fotopausen. Die haben sich aber auch gelohnt. Auf dem ca. 2,5km langen Weg wechsel ich mehrmals über Holzstege die Seite des Baches.
Der Weg geht stetig bergauf und ist an einigen Stellen sehr schmal. Hier ist Trittfestigkeit erforderlich und man sollte die Drahtseile, die hin und wieder am Berg als Geländer befestigt wurden, nutzen und sich daran festhalten. Gut, dass ich hier wohl der einzige bin, der momentan an der Klamm entlang läuft. Es könnte sonst eng werden.
Am Ende der Klamm erwartet mich dann ein knackiger Anstieg, wo ich u.a. auch im Gelände eingebaute Treppen überwinden muss. Gegen Viertel vor Zwölf komme ich an der Unterstellhütte „Aschauer Klause“ aus und mache dort eine längere Pause. Dort treffe ich ein Wanderpärchen, welches ihre Pause gerade beendet hat und sich nun auf dem Weg nach unten macht. Nur kurze Zeit später erreicht ein weiteres Pärchen die Aschauer Klause und macht ebenfalls eine Pause. Nach einer kleinen Stärkung und einem kurzen Smalltalk macht sich das Pärchen wieder auf den Weg, ohne allerdings nicht noch einen kleinen Tipp für mich parat zu haben. Nach einer guten halben Stunde beende ich meine Pause, fotografiere noch die Umgebung an der Klause und ziehe anschließend weiter. Dabei befolge ich dem Tipp des zweiten Wanderpärchens und nutze nicht den breiten Wanderweg, den ich laufen sollte, sondern laufe einen kleinen Pfad durch den Wald. Hier begegne ich kurz hintereinander drei umgestürzte Bäume, die es zu überwinden galt. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass der Weg weiter bergauf geht. Dieser kleine Pfad war wirklich sehr schön zu laufen und ich kam am Ende wieder auf dem eigentlichen Weg aus.
Ich laufe einen breiten Weg entlang Richtung Deutsch-Österreichische Grenzen. Dabei lasse ich mich kurz von einer Gabelung irritieren und laufe den Weg nach links weiter. Zum Glück merke ich rechtzeitig, dass dieser Weg falsch ist. Ich kehre um und nehme nun einen Weg, der mit Kies bedeckt ist und wo deutliche Reifenspuren zu erkennen sind. Allmählich nähere ich mich der Grenze und bin irgendwie schon gespannt, wie der Grenzübergang aussehen mag. In der Streckenbeschreibung stand nur etwas von einem kleinen Pfad, den ich durchlaufe, wollte das aber nicht so wirklich glauben. Und was war? Um ein Haar hätte ich den Grenzübergang verpasst. Im Wissen, dass jetzt irgendwann der Grenzübergang kommen muss, schaute ich auf meine Wander-App. Ich kreuze einen neu angelegten und noch nicht fertigen Wanderweg und laufe auf einem kleinen Pfad. Und siehe da? Gegen Viertel vor Eins betrete ich österreichisches Staatsgebiet. Toll, das war alles? Kein Willkommen-Schild? Hmm. Oh, was sehe ich da. Ein Stein mit römischen Zahlen und einem Schild der österreichischen Verwaltung an einer Seite. Na gut. Dann stimmt die Streckenbeschreibung ja. „…dem Forstweg queren, dem Pfad geradeaus folgen (rot-weiß-rot markiert)“. Ich habe zwar keine Markierung gesehen, aber meine App sagt mir, dass ich richtig bin und das zählt. Bisschen mehr hätte ich schon erwartet. Ich laufe auf jeden Fall weiter durch den Wald und kreuze erneut einen breiten Schotterweg, den ich dank eines Hinweisschilds nach rechts folge. Dieser Weg soll mich zunächst nach Aschau und anschließend nach Reith über die Innersbachklamm nach Unken führen. Da ich kurz hinter dem Grenzübergang den höchsten Punkt der Tour erreicht hatte, geht es nun bergab. Dieser Schotterweg liegt zunächst in der Sonne, was ich nach den ganzen Wegen im Schatten sehr angenehm finde. Der Weg führt weiter bergab und von weitem kann ich schon eine Hütte sehen und habe einen herrlichen Blick auf die österreichische Bergwelt mit schneebedeckten Bergspitzen. Bei ca. 25 Grad Außentemperatur wirklich faszinierend anzusehen. Die Hütte gehört zu einem kleinen Ort namens Aschau.
An dieser Almhütte und kleinen Scheunen vorbei laufe ich durch Aschau den Schotterweg weiter zum nächsten Ort Reith. Nach und nach begegnen mir nun immer wieder Radfahrer, die nach Feierabend ihre Radtouren durchführen. Inzwischen ist neben mir der Innersbach aufgetaucht, was auch heißt, dass ich mich allmählich der Innersbachklamm und damit auch dem Ort Reith näher. Ich befinde mich immer noch auf einem Schotterweg, der jetzt immer steiler bergab geht, während die Sonne weiter auf mein Haupt scheint. Ich brauche glaube ich nicht zu erwähnen, dass auch dieses Gewässer durch das Gefälle im Gelände einen enormen Lärm verursacht. Beim Blick auf die faszinierende Bergwelt in der Ferne sehe ich die ersten grauen Wolken, die wohl die Vorboten für das angekündigte Wetter am Abend sein sollen. Ich überquere zweimal den Innersbach und treffe am Ende des Schotterweges auf eine Straße, die ich weiter geradeaus Richtung Reith laufe. Laut einem Hinweisschild soll es noch ca. 15 Minuten bis zur Innersklamm sein. Im Ort Reith angekommen überquere ich über einer Brücke nochmals den Innersbach. Bevor ich aber direkt hinter der Brücke den Weg weiter zur Klamm folge, lege ich noch schnell eine kurze Trinkpause ein. Der Weg führt erneut über eine Brücke in den Wald hinein und ich war zunächst etwas enttäuscht, dass die Klamm an dieser Stelle noch nicht begonnen hat. Nach einer langgezogenen Rechtskurve eröffnete sich mir dann doch der Eingang zur Klamm. Der Fußweg durch die Klamm war durch Holzstege und Stufen gekennzeichnet. Aus nächster Nähe kann man hier die Wassermassen verfolgen, die durch die Klamm fließen. Am Ende der Klamm fließt das Wasser in einen kleinen See und von dort in den Fluss Saalach, den ich nun in Unken wiedersehe.
Begleitet vom tosenden Wasser und einer auf der anderen Seite befindlichen Bundesstraße, die ebenfalls viel Lärm macht, laufe ich auf einem Schotterweg meinem Ziel entgegen. Nach einer fast-180 Grad-Linkskurve muss ich ein Wandertor passieren und laufe jetzt über einen Holzsteg weiter am Fluss entlang. Den Weg immer weiter folgend komme ich am Landhotel Schütterbad aus und laufe auf der Straße Niederland weiter, die mich jetzt direkt nach Unken führt. Kurz hinter dem Hotel unterlaufe ich die Bundesstraße und komme an einem Sportplatz vorbei. Direkt dahinter nehme ich einen kleinen Weg, der parallel zur Straße verläuft und kann schon den Kirchturm von Unken erkennen.
Am Ende des Weges überquere ich eine Brücke, die in den Ort Unken hineinführt. Hier überquere ich nun auch den Saalach. Hinter dem Fluss laufe ich links die Straße „Unken“ weiter, überquere die Hauptstraße und komme nach ca. 500m an meinem Hotel an. Nach dem Einchecken und einer wohlverdienten Dusche genieße ich noch ca. eine Stunde die tolle Aussicht von meinem Balkon auch schon das angekündigte Gewitter auf mich zukommen. Mit einem tollen Abendessen im Hotel schloss ich diesen Tag dann ab.
Fazit: Highlight dieser Tour war sicherlich die Aschauer Klamm mit ihren faszinierenden kleinen Wasserfällen und der Bergwelt drumherum. Aber auch der Weg von Aschau nach Reith mit dem Blick auf die schneebedeckten Berge in der Ferne hatte was ganz feines. Insgesamt war ich mit der Tour sehr zufrieden.
Die vierte Tour von Unken nach Ruhpolding musste leider ausfallen. Die Wetter-aussichten waren so schlecht, dass ich nach den Erfahrungen von der ersten Tour am Hintersee keine Lust hatte 5 Stunden durch den Regen zu laufen, bin ich auf Empfehlung vom Hotel Kaiserwirth nach Salzburg gefahren, um mir dort die Stadt anzuschauen. Zufälligerweise fuhr auch ein Bus von Unken direkt nach Salzburg, welches mir die Entscheidung erleichterte. Am späten Abend kam ich dann schließlich per Zug in Ruhpolding an und bezog im Alpenhotel Wittelsbach merin Zimmer.