Die erste Tour meines Mallorca-Urlaubs führt mich über ein ca. 9 Kilometer langes Teilstück des auf der Insel sehr bekannten Fernwanderweges GR-221 von Port d’Andratx nach Sant Elm. Mit dem Zwischenziel Pas Vermell auf ca. 300 Meter Höhe und den dort zu erwartenden Ausblicken fand ich diese Tour für den Beginn meines Abenteuers Mallorca als bestens geeignet.
Die Tour fand ich im Wanderführer „Mallorca“ vom Kompass-Verlag. Den Startort Port d’Andratx kann man von Palma aus mit dem Bus oder aber wie ich mit dem Mietwagen erreichen und ist ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen. Wenn man mit seinem Mietwagen früh genug anreist, kann man sich einen der kostenlosen Parkplätze am Hafenkai ergattern. Von Sant Elm aus hat man die Möglichkeit mit dem Bus wieder nach Port d’Andratx zurückzufahren.. Alles passte also soweit. Bis ich dann am Morgen aufgestanden bin und aus dem Fenster geschaut habe. Ein heftiges Gewitter treibt vor der Küste sein Unwesen und peitscht heftigen Regen ans Land. Ein Blick auf meine Wetter-App verrät mir aber zum Glück, dass der Regen in absehbarer Zeit aufhören soll. So mache ich mich nach einem herzhaften Frühstück mit meinem Mietwagen im strömenden Regen über die MA-10 auf den Weg nach Port d’Andratx. Dort angekommen, stelle ich mein Auto direkt am Hafen an einem der öffentlichen Parkplätze auf der Avinguda de Gabriel Roca i Garcias ab. Mittlerweile hat der Regen nachgelassen und ich beschließe noch eine gute Stunde mit meiner Tour zu warten und mir den Ort bzw. den Hafen anzuschauen.
Nach einer Stunde hat es aufgehört zu regnen. Um letzte Restzweifel in Sachen Regen zu beseitigen, trinke ich in einer Bäckerei auf der Terrasse sitzend eine Tasse Kaffee und schaue mir im Wanderführer noch einmal die Tour an. Natürlich habe ich die Tour auch in meiner Wander-App Komoot gespeichert, die mich zum Ziel führen soll.
Nach dem Erledigen eines dringenden Bedürfnisses geht es endlich los. An den Kaimauern vorbei gehe ich zunächst entlang der bereits genannten Straße Avinguda de Gabriel Roca i Garcias Richtung Yachthafen.
Dort angekommen biege ich rechts in die Carretera Aldea Blanca und kurze Zeit später links auf die Carrer de Cala d’Egos, die aus dem Ort hinaus in die Berge führt.
Kurz hinter dem Ort, nach nicht einmal 2 Kilometer wartet dann auch schon der erste Anstieg auf mich. Direkt in der ersten Kurve sehe ich einen Weg, der steil nach oben geht und einen großen Teil der Straße abkürzt. Ich überlege, ob ich die Abkürzung nehmen soll, entscheide mich aber für die Straße. Vielleicht kann man ja noch einen letzten Blick auf Port d’Andratx erhaschen. Doch ich wurde enttäuscht. Nichts war zu sehen und so trotte ich die Straße bis zur nächsten Kurve hoch, und finde wieder einen steilen Weg nach oben.
Diesmal laufe ich diesen Weg und muss dabei zum ersten Mal auf dieser Tour meine Wanderstöcke einsetzen. Da mittlerweile auch die Sonne wieder zum Vorschein kam und es schlagartig wärmer wurde, komme ich gehörig ins Schwitzen. Ich komme wieder an der Straße aus, schaue mich um und sehe von weitem in einer Kurve einen naturbelassenen Parkplatz. Der kann ja nicht umsonst dort angelegt sein, denke ich mir und gehe die Straße entlang zum besagten Parkplatz.
Und da war er. Der letzte Blick auf Port d’Andratx.
Nach dem kurzen Fotostop laufe ich weiter die kurvenreiche Straße entlang und bestaune die teilweise unfassbar tollen Villen am Straßenrand. Kurz hinter diesen Villen treffe ich wieder auf einen Weg, der durch Sträucher steil nach oben führt. Ich entscheide mich diesen zu nehmen, quäle mich den Weg hoch, überquere noch einmal die Straße und komme kurze Zeit später an deren Ende und einem Wanderparkplatz aus. Hier treffe ich auf weitere Wanderer. Darunter auch ein französisch sprechendes Pärchen. Was weder das Pärchen noch ich zu diesem Zeitpunkt wussten, war die Tatsache, dass wir das letzte Stück gemeinsam bewältigen, und uns dennoch zwischendurch aus den Augen verlieren. Doch dazu später mehr.
Nach einer ersten kurzen Trinkpause geht es nun in die Berge. Sofort sehe ich auch mit dem Steinmännchen die typische spanische Markierung für Wanderwege.
Auf einem Schotterweg geht es rechtsblickend wieder an wunderschönen Grundstücken und einer Hotelanlage vorbei. Links von mir kann ich immer wieder einen Blick aufs Meer erhaschen. nach insgesamt ca. 4 Kilometer laufe ich auf eine Weggabelung zu. Meine App sagt mir nun, dass ich links, und die nächsten beiden Abzweige wieder links gehen soll. Wie es sich gehört, höre ich auf meine App und folge dem Weg entsprechend der Anweisungen. Weiter auf Schotterwegen lasse ich zwei Abzweigungen hinter mir und laufe direkt auf einen Funkmast zu. Hierbei habe ich immer wieder einen tollen Blick in die Täler rechts und links von mir.
Ich genieße meine Umwelt und laufe am Funkmast vorbei, als mich meine App in die Realität zurückholt. Ich soll rechts einem Wanderweg folgen. Das Problem ist, ich sehe keinen Wanderweg. Nur mit Mühe sehe ich auf einmal einen Weg, der nach oben führt. Gekennzeichnet durch einen Steinhaufen in einem alten Turnschuh.
Ich folge diesem und muss feststellen, dass dieser von Meter zu Meter immer unübersichtlicher wird. Zur Vorsicht zücke ich mein Handy raus und laufe mit Hilfe meiner Wanderstöcke, die ich wieder herausgeholt habe, konsequent nach der App.
Schließlich komme ich am Scheitelpunkt des Berges an. Ich bin auf dem Pas Vermell und kann die Insel La Dragonera sehen.
Ich genieße bei einer kleinen Pause noch ein wenig die Aussicht und mache mich wieder auf den Weg Richtung Sant Elm. So schön und auch teilweise abenteuerlich der Weg auf dem Pac Vermell war, so unspektakulär ist der Weg nach unten.
Auf zunächst schmalen Pfaden, und mit Hilfe meiner Wanderstöcke, geht es durch den Wald gemächlich bergab. Währenddessen höre ich im Hintergrund Stimmen, die ich irgendwo schon einmal gehört habe. Ich drehe mich um und sehe das französisch sprechende Pärchen auf mich zukommen. Noch bevor ich mich fragen konnte wo die beiden jetzt herkamen, kam auch schon ein kurzes Hallo rüber. Ich erwiderte das Hallo und wir kommen ins Gespräch. Hierbei stellt sich raus, dass das Pärchen aus der Schweiz kommt und ebenfalls nach Sant Elm wollte. Und so gehen wir ein gutes Stück zusammen.
An einem Abzweig, den wir meines Wissens rechts liegen lassen sollten, gibt das Pärchen Gas. Ich bin denen wohl zu langsam:-(. Wir verabschieden uns und schon bald sind die beiden nicht mehr zu sehen. Auf einmal meldet sich mein Handy. „Die Tour liegt 30m rechts von ihnen.“……..“Die Tour liegt 60m rechts von ihnen.“……..“Die Tour liegt 150m rechts von ihnen.“…..“Irgendwas ist hier falsch?“ denke ich mir und werfe einen Blick auf mein Handy. „Sch….“ sage ich so vor mir hin und erkenne, dass wir doch den Abzweig hätten nehmen sollen. Was tun? Die beiden Schweizer waren weg und so drehe ich um und laufe den ganzen Weg bis zum Abzweig wieder zurück. Zu meinem Entsetzen sehe ich auf dem Boden eine Wegmarkierung, die wir übersehen hatten. Voller Vertrauen folge ich dieser und komme an einem einsamen Haus vorbei. Es ist keiner da und es sieht auch nicht so aus, als wenn in letzter Zeit überhaupt mal jemand in diesem Haus wohnte. Ich mache ein paar Fotos und gehe weiter. Auf einmal waren sie wieder da. Die Stimmen. Ich drehe mich um und sehe die Schweizer wieder. „Als wir uns einmal umdrehten, warst Du nicht mehr da. Da wussten wir, dass wir falsch waren.“ Ich erwiderte, dass ich die beiden gerne gewarnt hätte, sie aber schon zu weit weg waren um das Desaster zu verhindern. Damit nicht noch ein Unglück passiert, beschließen wir nun gemeinsam bis nach Sant Elm zu laufen. Dort abgekommen trennen sich wieder unsere Wege.
Bei der Suche nach einer Fahrmöglichkeit Richtung Port d’Andratx fand ich nach Durchlaufen einer Geschäftsstraße ein Taxiboot, welches zu festgelegten Zeiten zwischen Port d’Andratx und Sant Elm pendelt. Ich erkundige mich nach dem Preis und der nächsten Abfahrtszeit. Bei einem Preis von unter 10 Euro war klar, was ich mache. Zunächst setze ich mich allerdings in eine Bar und esse eine Kleinigkeit. Währenddessen kam zwar noch einmal ein kräftiger Schauer mit einem kleinen Gewitter runter, aber das war dann bis zur Taxifahrt wieder verzogen und so fahre ich bei bestem Wetter wieder zurück nach Port d’Andratx.